REVIEW: The Division ist ein geniales Spiel, das von der Realität gebremst wird

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Ich ertrag diesen MMO-Groove wirklich gar nicht mehr. Seit World of Warcraft habe ich so viele Massive Multiplayer Online Games gespielt und immer ist es das Gleiche. Man trabt von einer zufälligen Aufgabe zur nächsten, tötet oder sammelt alles ein, betätigt wenns hoch kommt noch einen Hebel und das wars. Dafür gibts Erfahrungspunkte, neue Waffen und Skills und doch fühlt es sich wie Hausaufgaben an. The Division macht sich zwar ebenfalls vieler dieser Kritikpunkte schuldig, schafft es aber dennoch, sich von der Masse abzuheben.

Als Solo-Spiel ok, im Team grossartig

Einer der Hauptgründe liegt wahrscheinlich darin, dass The Divsion kein klassisches MMO ist. Ausser in der Dark Zone, wo Anarchie herrscht und Spieler andere Spieler angreifen können, sowie in öffentlichen Plätzen, trifft man nie auf andere Menschen. Wer keinen Bock auf soziale Interaktionen hat, kann The Division wie ein gewöhnliches Action-Rollenspiel zocken.

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The Division kann auch komplett alleine gezockt werden.

Zur Höchstform läuft das Spiel aber erst auf, wenn man bis zu drei Mitspielern um sich schart, vorzugsweise Freunde. Dadurch wird das Spiel deutlich lebhafter und die Gefechte taktischer. Hier kommen auch die verschiedenen Fertigkeiten stärker zum Tragen. Mehr dazu später. Wer keine Freunde hat, nutzt das praktische Matchmaking Feature. Sobald man sich einer Hauptmission nähert, poppt ein transparentes Fenster auf und man braucht bloss noch eine Taste zu klicken und schon werden Mitspieler gesucht.

Inhalt dürfte umfangreicher sein

Aber worum gehts in The Division überhaupt? Ubisofts neuster Streich spielt ein paar Jahre in der Zukunft. Ein Virus hat am Mega-Shopping-Tag Black Firday New York infiziert und ins Chaos gestürzt. Manhattan wurde evakuiert und nur wenige Bewohner und Banden sind zurückgeblieben. In der Rolle eines Superagents aka The Division soll man die Lage unter Kontrolle bringen und herausfinden, wer für den Anschlag verantwortlich ist.

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Wie alles im Spiel, können Storymissionen entweder alleine oder mit bis zu drei Mitspielern absolviert werden.

Neben zahlreichen kleineren Aufgaben wie Geiseln befreien, vermisste Personen finden etc. sind es die Hauptmissionen, die am meisten Abwechslung bringen. Davon dürfte es gerne etwas mehr geben, auch wenn es oft in Verteidigen eines Punktes ausartet, wo die Gegner in Wellen angreifen. Gerade mal 15 Storymissionen scheinen es zu sein. Immerhin sind sie wiederholbar und mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Durch Quests erhält man Erfahrungspunkte sowie Punkte, um die drei Flügel in seiner Basis auszubauen. Mit Upgrades in Technologie, Medizin und Sicherheit schaltet man neue Fertigkeiten, Talente und Vorteile frei. Waffen und Ausrüstungsgegenstände können mit Mods erweitert werden. Auch ein Craftingsystem ist vorhanden.

Robustes Kampfsystem, das vom Gruppenspiel profitiert

An der Spielmechanik gibt es wenig zu meckern. Die verschiedenen Fertigkeiten, wovon nie mehr als zwei aktiv sein können, machen Laune. Mit dem mobilen Geschützturm beispielsweise kann man Gegner mit Unterdrückungsfeuer eindecken und sie so in die Defensive drängen. Oder man versteckt sich hinter der intelligenten Deckung, die automatisch Lebenspunkte regeneriert. Besonders wenn man als Team zockt und die Gegner zahlreicher und stärker werden, ist der richtige Einsatz der verschiedenen Fähigkeiten gefragt.

Als Team kann man die Gegner besser flankieren.

Die Waffen fühlen sich gut an. Anders als in klassischen Shootern reicht ein Kopfschuss jedoch meist nicht aus, um Feinde ins Jenseits zu befördern. Zielt man auf den Körper, wird gar schnell ein halbes Magazin benötigt. Das haben Rollenspiele nun mal so an sich. Mit einem guten Scharfschützengewehr sind aber auch One-Hit-Kills möglich. Sind halt gut gepolstert diese Gangster-Hoodies. Gegnern mit Flammenwerfern kann man dafür den Tank anschiessen, worauf sie spektakulär in die Luft fliegen.

Nervenaufreibende Multiplayer-Action in der Dark Zone

Neben der PVE-Zone, in der man alleine oder mit Freunden unterwegs ist, gibt es die verseuchte Dark Zone. In diesem PVP-Gebiet (Spieler gegen Spieler) gibt es ebenfalls Missionen und Aufgaben zu erledigen. Der Unterschied ist, dass alle gefundenen Gegenstände und Waffen erst per Helikopter abtransportiert und dekontaminiert werden müssen. Sobald man jedoch einen Transport anfordert, wird sofort jeder Spieler in der Umgebung alarmiert. Und da alle Spieler einander angreifen und die Beute aus der Dark Zone sowie einen Teil der Erfahrungspunkte stehlen können, ist Vorsicht angesagt. Wer jedoch andere Spieler attackiert, wird als Rogue-Agent markiert und für alle anderen zum Abschuss freigegeben, inklusive Kopfgeld. Die Dark Zone ist ein aufregendes Pflaster, das mit besonders gutem Loot lockt.

Für die Dark Zone levelt man separat.
Für die Dark Zone levelt man separat.

Einzigartige Stimmung: Düster und gleichzeitig humorvoll

Besonders beeindruckt hat mich die Stimmung. Der Detailreichtum ist enorm und die Grafik vom Feinsten. Besonders die unterschiedlichen Wetterverhältnisse sind beeindruckend. Aber auch Sprach- oder Videonachrichten, die man findet, liefern interessante Geschichten und Hinweise auf das Geschehen. Vieles davon ist recht düster und brutal, andernorts beweist das Spiel aber auch einen guten Sinn für Humor. Manche Gebäude lassen sich betreten und liefern ein glaubhaftes Bild von den Überlebenden. Ausserdem findet man dabei oft nützliche Gegenstände.

 

Vom dichten Schneegestöber bis zu strahlendem Sonnenschein ist alles vorhanden.
Vom dichten Schneegestöber bis zu strahlendem Sonnenschein ist alles vorhanden.

 

Realität ist Fluch und Segen zugleich

Das realitätsnahe Szenario schränkt The Divsion aber auch ein. Anders als in Fantasy- oder Sci-Fi-Rollenspielen gibt es keine Drachen, Aliens oder Elfenwälder. Gegner sind Menschen und der Ort ist New York City. Ausser Zombies und mutierte Tiere finden irgendwie ihren Weg ins Spiel, wird sich hier nicht viel ändern. Auch das eigenen Aussehen unterscheidet sich nur minimal von den anderen Spielern. Das fängt beim absolut enttäuschenden Charakter-Editor an, der auf eine handvoll Gesichter und Frisuren begrenzt ist. Rüstungen gibt es natürlich auch keine, somit bleibt nur das Schmücken mit verschiedenen Jacken, Hosen und Kopfbedeckungen. Es wird sich zeigen, was Ubisoft mit Erweiterungen noch rauskitzeln kann, ohne dass es repetitiv wird. Im Grossen und Ganzen ist The Division aber richtig fett geworden. Stimmungsvolle Welt, spannende Missionen, unterhaltsames Geballer und Loot, Loot, Loot.

Getestet wurde die PC-Version, die uns Ubisoft zur Verfügung gestellt hat. Das Spiel ist ebenfalls für PS4 und Xbox One erhältlich.