REVIEW: Far Cry Primal bringt Recycling in die Steinzeit

0

Bei Far Cry Primal wird schnell klar, wie man nach gerade mal etwas über einem Jahr bereits den nächsten Teil raushauen konnte. Der mittlerweile fünfte Ableger der Serie spielt in der Steinzeit und recycelt schamlos Elemente aus dem Vorgänger. Und zwar nicht zu knapp. Vom Gegnerdesign über Soundeffekte bis zu den Missionen hat man ständig das Gefühl, einen Total-conversion-Mod zu spielen. Oder ein alleinstehendes Addon, wie das geniale Blood Dragon für Far Cry 3. Mit dem Unterschied, dass Blood Dragon um die 30 Franken kostete, während Entwickler Ubisoft Far Cry Primal als Vollpreisspiel anbietet. Nicht, dass das Spiel schlecht wäre, weit gefehlt, aber bei so viel Wiederkäuen wird selbst einer Kuh mit vier Mägen schlecht.

Schusswaffen gibt es erstmals keine in einem Far Cry. Aber auch mit Speer und Keule lässt sich ordentlich Schaden anrichten.
Schusswaffen gibt es erstmals keine in einem Far Cry. Aber auch mit Speer und Keule lässt sich ordentlich Schaden anrichten.

Hast du die Einkaufsliste dabei?

In Far Cry Primal spielt man den Höhlenmenschen Wenja, der irgendwo in einem Tal namens Oro oder war es Orio? Nennen wir es einfach Orios, ums Überleben kämpft. Gleichzeitig baut er sich einen eigenen Stamm auf, um sich gegen fremde Invasoren wehren zu können. Das Spielprinzip besteht im Grossen und Ganzen aus zwei Tätigkeiten: Jagen und Sammeln. Mit Speer, Bogen und Keule erlegt ihr alles, was euch über den Weg läuft. Von der meckernden Ziege bis zum wolligen Mammut. Der gemeine Dachs ist auch wieder mit von der Partie. Gleichzeitig stopft ihr euch die Taschen mit Pflanzen, Ästen und Steinen voll, um damit eure Ausrüstung zu verbessern. Ubisoft hätte gleich eine Einkaufsliste einblenden können, so unglaublich viel Zeugs muss man ständig mit sich herumschleppen.

Immerhin lässt sich die Sammel- und Tiere-Häuten-Animation im Menü ausstellen. Die hat mich schon in den letzten Teilen halb wahnsinnig gemacht. Auch wenn die ganze Mechanik wirklich langsam ausgelutscht ist, bin ich doch schnell wieder der Sammel- und Upgrade-Wut verfallen. Nur noch kurz den Bogen verbessern, einen grösseren Beutel schneidern und in der Siedlung die Hütten meiner Krieger verbessern, damit ich neue Upgrades freischalte.

Ja, gutes Hundchen. Jedes gezähmte Tier hat Vor- und Nachteile. Die einen schleichen besser, andere sind stärker.
Ja, gutes Hundchen. Jedes gezähmte Tier hat Vor- und Nachteile. Die einen schleichen besser, andere sind stärker.

Ein tödlicher Streichelzoo

Wenn man nicht gerade für ein Massensterben in der Tierwelt sorgt, kann man die flauschigen Viecher zähmen. Anspruchsvoll ist das nicht. Wer eine Katze zu Hause hat, darf sich ungeniert Beastmaster nennen. Ein Stück Fleisch hinschmeissen, die entsprechende Taste drücken und schon krault man den zwei Meter grossen Säbelzahntiger hinter den Ohren. Bald kommandiert man seinen eigenen kleinen Privatzoo, der einem im Kampf zur Seite steht. Mammuts können natürlich geritten werden, genauso wie die Elefanten in Far Cry 4.

An der Präsentation gibt es nicht viel zu meckern. Die Grafik ist hübsch und die Umgebung einigermassen abwechslungsreich. Aber auch hier, sind die Parallelen zum Vorgänger unverkennbar, was die Entdeckungslust hemmt.

Feuer ist ein zentraler Bestandteil von Far Cry Primal. Mit brennenden Pfeilen heizt man Gegnern ein und setzt Mammuts in Brand.

Survival-Light

Es scheint relativ offensichtlich, dass Ubisoft mit Far Cry Primal versucht hat, vom anhaltenden Survival-Genre-Hype zu profitieren. Schade nur, hat man sich nicht mehr Mühe gegeben. Durch das Wiedeverwerten altbekannter Mechaniken, hat man die Chance vergeben, etwas aussergewöhnliches aus diesem unverbrauchten Szenario zu machen. Richtige Steinzeit-Stimmung kam bei mir selten auf, weil man ständig an Far Cry 4 erinnert wird. Das ganze Interface und Händchenhalten passt einfach nicht zum Setting. Trotz der Kritik macht mir Far Cry Primal erstaunlich viel Spass. Und läge der Preis bei 40 Franken (PC-Version), könnte man es problemlos jedem empfehlen, der Teil 4 nicht gespielt hat, oder der schlicht nicht genug bekommen kann. Wer warten kann, kauft sich das Teil, wenn der Preis fällt.

Getestet wurde die PC-Version, die uns Ubisoft zur Verfügung gestellt hat. Das Spiel ist ebenfalls für PS4 und Xbox One erhältlich.